Diamanten der Habsburger
Sensationsfund wirft brisante Fragen auf
Aktualisiert am 10.11.2025 – 15:45 UhrLesedauer: 2 Min.
Mit wiedergefunden Juwelen sorgten die Habsburger in der vergangenen Woche für Schlagzeilen. Historiker melden nun Zweifel an der Erzählung der Kaiserfamilie an.
Nach Darstellung der Habsburger musste die Familie die Juwelen in den 1940er Jahren vor dem Zugriff der Nazis retten. Historiker tendieren aber eher zu einer anderen Erzählung – und stellen auch die Frage in den Raum, ob der Diamant überhaupt den Nachfahren von Kaiser Karl und Sisi gehört.
Wie der Historiker Oliver Rathkolb der österreichischen Zeitung „Der Standard“ erklärte, ist der juristische Anspruch der Kaiserfamilie auf den Riesendiamanten und die anderen Schmuckstücke juristisch zumindest nicht eindeutig. Die Rechtshistorikerin Ilse Reiter-Zatloukal argumentierte schon im vergangenen Jahr in einem Aufsatz, dass die Ausfuhr der Diamanten nicht rechtens war.
Noch unter Kaiser Karl I. wurde von der österreichischen Regierung ein Ausfuhrverbot erlassen. Auch andere Gelehrte betrachten die Diamanten als Staatseigentum – die Habsburger hätten sie nicht mit ihrem Privatvermögen erworben.
Die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neu gegründete Republik Österreich forderte die Juwelen in den 1920ern zwar nicht zurück. Der Grund dafür ist aber nur formaljuristischer Natur: Die Schmuckstücke befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon außerhalb des Landes. Die österreichische Regierung rechnete damals nicht mit ihrer Herausgabe.
Auch Italien machte sich damals Hoffnungen auf den „Florentiner“ – und erhob 1923 in Person des faschistischen Diktators Benito Mussolini Anspruch. Der Grund hierfür liegt in der Geschichte der Toskana. Bis 1861 war das Großherzogtum habsburgisch, erst danach wurde es Teil Italiens.
Der „Florentiner“ gehörte zu dem Besitz der toskanischen Krone – zeitweise war er sogar im Besitz der legendären Patrizierfamilie Medici. Der 1919 beschlossene Staatsvertrag von St. Germain regelte die Besitzübertragungen zwischen den Ländern. Auch Rothkolb hält es für möglich, dass Italien so Anspruch auf den Edelstein hat.
