Am 1. Mai sind Rocker in Nürnberg aneinandergeraten. Was über die Szene bekannt ist und was hier grundlegend anders ist als anderswo.

Es ist der 1. Mai in Nürnberg: 25.000 Biker haben sich in der Münchner Straße versammelt. Soweit nichts Ungewöhnliches, doch dann kommt es zu Wortgefechten zwischen drei Rockergruppen – den Hells Angels, den Bandidos und den Outlaws. Die Polizei ist alarmiert, starke Kräfte rücken an. Kein Wunder: Alle drei Gruppierungen werden weltweit immer wieder mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht – und betreiben Ableger in Franken. Wäre ein Rockerkrieg also auch hier denkbar?

Polizeisprecher Michael Petzold sagte t-online, dass die Polizei die Szene schon länger im Blick behalte. Zudem gebe es in Nürnberg eine Besonderheit. In der Stadt scheinen nämlich die Bandidos und die Hells Angels miteinander auszukommen, sie seien „fast schon befreundet“, so Petzold weiter. Weltweit gelten die beiden Gruppen – die größten Motorrad- und Rockerklubs – hingegen als Rivalen. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen und Gewalt zwischen ihnen – dann ist von Rockerkrieg die Rede.

Schwer bewaffnete Kräfte werden alarmiert

Anders offenbar in Nürnberg: Auch beim Treffen am 1. Mai seien die Hells Angels und die Bandidos zusammen in einem Konvoi vorgefahren. Zum Streit sei es dann mit den Outlaws gekommen – ein dritter, ähnlicher Klub. Die Polizei reagierte darauf umgehend – das schwer bewaffnete Unterstützungskommando (USK) rückte an. Doch einschreiten musste die Sondereinheit letztendlich nicht.

Die Situation habe sich schnell wieder entspannt, es sei zu keinen Straftaten kommen, so Petzold. Deshalb werde auch nicht weiter ermittelt. „Die haben sich einmal grimmig angeschaut und das war es“, sagt der Polizeisprecher. Auch ein Reporter, der die Situation vor Ort beobachtet hat, bestätigt die Darstellung der Polizei. Er beschreibt die Stimmung als komplett friedlich, viele Teilnehmer seien sogar irritiert gewesen, weil plötzlich so starke Kräfte der Polizei auftauchten. Der Reporter vermutet, dass das USK eher vorsorglich anrückte – damit die Polizei schnell hätte eingreifen können, falls die Lage eben doch eskaliert wäre.

Hells Angels residieren seit 2015 in der Regensburger Straße

Auch außerhalb solcher Treffen wie am 1. Mai sind die Rockerklubs in Nürnberg und Franken präsent. Seit 2015 haben die Hells Angels ein Klubhaus in der Regensburger Straße, auch die beiden anderen Gruppierungen betreiben ähnliche Vereinsheime, sagt Petzold.

Das sei der Polizei auch schon länger bekannt, zu Vorfällen – auch zwischen den Klubs – sei es aber bislang noch nicht gekommen. Der Polizeisprecher sagt, dass es seit dem Einzug der Hells Angels in die Regensburger Straße bislang dort keinen einzigen Einsatz gegeben habe.

Überhaupt sei die Situation in Nürnberg nicht mit der in anderen Städten vergleichbar. Die Hells Angels hätten in der Frankenmetropole nur eine „niedrige zweistellige Zahl“ an Mitgliedern. Auch auf Verstrickungen ins Rotlichtmilieu oder kriminelle Aktivitäten gebe es bislang keine Hinweise.

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