Frühere Familienministerin

Anne Spiegel versucht Neustart – und stößt auf Widerstand


10.11.2025 – 18:28 UhrLesedauer: 2 Min.

Anne Spiegel (Die Grünen) nach ihrer Entlassung als Bundesfamilienministerin im April 2022: „Mir ist bewusst, dass ich mit Gegenwind starte“. (Quelle: IMAGO/snapshot-photography/F.Boillot)

Wegen ihrer Rolle bei der Ahrtal-Flut verlor Anne Spiegel ihr Ministeramt. Nun will die Grünenpolitikerin einen gut bezahlten Job im öffentlichen Dienst ergattern.

Dreieinhalb Jahre nach ihrem denkwürdigen Abschied aus der Bundespolitik will Grünen-Politikerin Anne Spiegel im Landkreis Hannover als Sozialdezernentin neu anfangen. Doch dagegen gibt es Widerstand. Vor ihrer für den morgigen Dienstag geplanten Wahl haben Demonstranten 135 Kreuze und Grablichter auf dem Opernplatz mitten in der niedersächsischen Landeshauptstadt aufgestellt. Die Kreuze stehen symbolisch für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.

Spiegel war damals Umweltministerin in Rheinland-Pfalz – und mitverantwortlich zum Beispiel für fehlende Warnsysteme. Doch als die Katastrophe Spiegel einholte, war sie bereits Bundesfamilienministerin der Ampelkoalition. Im Zuge der Aufarbeitung der Ahrtal-Flut wurden interne SMS öffentlich, die den Eindruck erweckten, Spiegel habe sich nach der Flut mehr um ihr Image gesorgt als um Hilfe für die Opfer. Dann wurde auch noch bekannt, dass Spiegel kurz nach der Flut mit ihrer Familie in den Urlaub fuhr.

Im Frühjahr 2022 nahm der öffentliche Druck auf Spiegel zu. Sie verhedderte sich in Widersprüche und behauptete fälschlicherweise, dass sie während ihres Urlaubs per Videoschalte an Kabinettssitzungen teilgenommen habe. Am 10. April 2022 versuchte Spiegel in die Offensive zu gehen, doch ihr Live-Auftritt geriet zum Debakel.

Spiegel war offenbar nicht bewusst, dass ihr Auftritt vor Journalisten live übertragen wurde. So drehte sie sich am Ende ihres unsortiert wirkenden Auftritts zur Seite und sagte zu ihren Mitarbeitern: „Jetzt überleg’ ich grad noch, ob ich irgendwas… Jetzt muss ich’s noch irgendwie abbinden…“ Einen Tag später reichte sie ihren Rücktritt ein. Nun also der Versuch eines politischen Comebacks auf der lokalen Ebene.

Mit Widerstand scheint Spiegel dabei gerechnet zu haben. „Mir ist bewusst, dass ich mit Gegenwind starte“, sagte sie Mitte Oktober der „Hannoverschen Allgemeine Zeitung“. Sie sei aber davon überzeugt, dass sie in ihrer neuen Rolle als Sozialdezernentin des Regionalverbands Hannover viel Gutes leisten könne und werde. Auf die freie Stelle als Sozialdezernentin hätten sie Parteifreunde hingewiesen. Nach „Bild“-Angaben würde Spiegels Verdienst der Besoldungsgruppe 7 (B7) entsprechen, also bei bis zu 11.648,93 Euro brutto im Monat liegen. Die genaue Höhe kan variieren.

Ob Spiegels Kritiker ihr Comeback verhindern können, zeigt sich am Dienstag ab 14 Uhr, wenn die Regionsversammlung für die Wahl zusammenkommt. Diese entspricht dem Kreistag für den Landkreis Hannover. Über die meisten der 84 Sitze dort verfügen CDU/FDP (27 Sitze), SPD (25 Sitze) sowie die Grünen (18 Sitze).

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