Ein Trainingszentrum für Kampfsportler brennt ab, der Schaden ist hoch. Ein Bekennerschreiben taucht auf, die Polizei ermittelt. Was ist da los?
Prinzhöfte ist beschaulich. Nicht einmal 800 Einwohner zählt der kleine Ort südlich von Delmenhorst im Landkreis Oldenburg. Höfe, alter Baumbestand, Felder und Wiesen prägen das ländliche Bild. Idyllisch geht es dort zu, könnte man meinen – wäre da nicht ein Kampfsportlehrer, der angeblich tief in der Neonazi-Szene verwurzelt ist und am Training von Hooligans beteiligt sein soll. Nun ist ein Trainingsraum der Kampfsportschule abgebrannt. Die Polizei vermutet Brandstiftung – vor allem deshalb, weil die möglichen Täter ein Bekennerschreiben veröffentlicht haben.
In der Nacht zu Donnerstag, 25. April, gegen 3 Uhr schießen meterhohe Flammen aus dem Gebäude an der Straße „Zur Delme“, die Feuerwehr rückt mit rund 80 Kräften an. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, auch weil die Versorgung mit Wasser wohl nur mangelhaft ist. Der Anbau, in dem laut einem Reporter vor Ort regelmäßig Trainingseinheiten für Kampfsportler stattfinden, brennt vollständig aus. Die Polizei schätzt den Schaden später auf rund 100.000 Euro.
Polizei: Brandstiftung „sehr wahrscheinlich“
Kurz nach dem Feuer gründet die örtliche Polizei eine Ermittlungsgruppe (EG). Die Beamten schließen einen technischen Defekt als Brandursache aus. Und weil kurz nach dem Feuer auch ein Bekennerschreiben im Internet auftaucht, sei eine Brandstiftung „sehr wahrscheinlich“, teilte ein Sprecher am Montag mit.
Auf der linksorientierten Internetplattform „indymedia.org“ ist der Eintrag mit den Worten „Fascho-Gym abgebrannt“ überschrieben. Darin räumen die Verfasser ein, das Feuer gelegt zu haben. Man habe dem Kampfsportstudio einen „antifaschistischen Besuch abgestattet“ und den Anbau „in Brand gesteckt“, heißt es dort weiter.
Kampfsportstudio ein Ort, „wo Faschos Gewalt erproben?“
Hintergrund sei, dass Besitzer und Trainer Danny G. dort regelmäßig „aktive Nazis und Hools im Kampfsport unterrichtet“. Zudem sei das Kampfstudio ein Ort, in dem „Nazis ihre Gewaltfantasien ungestört professionalisieren“ konnten und können.
Weil den Verfassern zufolge kein „zivilgesellschaftlicher Widerstand“ bestünde und G. „seit Jahren kontinuierlich Strukturen der extremen Rechten am Leben halten und fördern“ kann, habe man das Kampfsportstudio einer „antifaschistischen Intervention“ unterzogen. „So sorgen wir dafür, dass das Gym (zumindest vorerst) kein Ort mehr sein kann, an dem Faschos ihre Gewalt erproben“, ergänzen die mutmaßlichen Brandstifter.
Fotos zeigen G. mit Größen der örtlichen Hooligan-Szene
Bislang ist der Polizei nichts über die Verfasser bekannt, teilte ein Sprecher mit. Man suche Zeugen des Feuers und erhoffe sich Hinweise aus der Bevölkerung, hieß es in einer Mitteilung von Montag. Wer etwas beobachtet habe, solle die Beamten unter der Rufnummer 04221/1559-0 kontaktieren.
Über den Kampfsportler und Betreiber des Studios, Danny G., hingegen finden sich viele Informationen im Netz. Und nicht wenig deutet darauf hin, dass G. seit Jahren aktiv in der Neonazi-Szene ist. Fotos zeigen ihn unter anderem mit bekannten Größen der Bremer Hooligan-Szene. So ist er beispielsweise auf Bildern zu erkennen, die von der Initiative „Nationalismus ist keine Alternative“ (NIKA) veröffentlicht wurden. Darauf hat sich G. kurz vor einer geplanten Schlägerei mit Essener Hooligans ablichten lassen.
G. findet taucht immer wieder im Dunstkreis der rechten Szene auf
G., so zeigen es weitere Fotos, hat sich in der Vergangenheit auch mit ehemaligen Mitgliedern von „Standarte Bremen“ ablichten lassen. „Standarte Bremen“ gilt als Hooligan-Gruppe, die 25 Jahre lang in Bremen und Umgebung aktiv war und sich im Jahr 2015 – zumindest offiziell – aufgelöst hatte. Der Gruppe werden seit vielen Jahren konkrete Verbindungen in die neonazistische Szene nachgesagt.