Aus den jüngsten Bilanzen zur Geldpolitik der EZB geht hervor, dass sich die EZB-Politiker nach eigenem Ermessen für eine Zinssenkung entschieden haben, da sie befürchteten, dass sich das Risiko einer Unterschreitung des Zwei-Prozent-Ziels erhöhen würde, wenn sie zu lange auf eine Bestätigung der Inflation warteten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erklärt, ihre Entscheidung zur Zinssenkung im Juni sei auf die Sorge zurückzuführen, dass ein zu langes Warten auf die Bestätigung einer Annäherung der Inflation an die zwei Prozent ein „erhebliches Risiko“ für die Verfehlung des Ziels bedeutet hätte.

In den am Donnerstag veröffentlichten geldpolitischen Berichten zur Sitzung vom 5. und 6. Juni deuteten die EZB-Vertreter an, dass sie bei der Senkung der Zinsen eine „Ermessensentscheidung“ getroffen hätten, obwohl die Gesamtdaten weniger schlüssig als gewünscht waren. Dieser Schritt signalisiert Frankfurts Kurs hin zu einer weniger restriktiven Geldpolitik.

Dieser Schritt signalisiert Frankfurts Abkehr von einer weniger restriktiven Geldpolitik.

Den Angaben zufolge dürfte der Grad der politischen Restriktion, der erforderlich ist, um die Inflation von 2,6% auf 2% zu senken, „niedriger sein“ als der, der seit September 2023 gilt. Dies deutet darauf hin, dass die EZB davon ausgeht, dass die Inflation auch mit niedrigeren Zinssätzen endgültig auf 2% gesenkt werden kann.

Die Zinssenkung im Juni biete „einen besseren Schutz vor Abwärtsschocks“ als die Beibehaltung des aktuellen Niveaus, sagten Beamte.

Die EZB merkte an, dass die Leitzinsen auch nach einer Senkung um 25 Basispunkte restriktiv blieben, was darauf schließen lässt, dass weitere Senkungen folgen könnten.

Darüber hinaus gelten die Finanzierungskosten als restriktiv und die Realzinsen dürften in diesem Zyklus ihren Höhepunkt erreicht haben.

Die Mehrheit der EZB-Vertreter äußerte sich zuversichtlicher, dass die Inflation bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2025 auf das Zwei-Prozent-Ziel sinken und dann auf diesem Niveau stabil bleiben werde.

Konkret gehen die Experten davon aus, dass die Inflation von 5,4 % im Jahr 2023 auf durchschnittlich 2,5 % im Jahr 2024 sinken und sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 dem Zielwert annähern wird.

Unterschiedliche Ansichten unter den EZB-Mitgliedern

Aus den Bilanzen der EZB geht jedoch hervor, dass es innerhalb des Gremiums unterschiedliche Meinungen gibt. Die eher aggressiven Mitglieder weisen auf eine zunehmende Unsicherheit hinsichtlich der Aussichten hin.

Aufgrund der gestiegenen Preise für Energie und andere Rohstoffe sowie der jüngsten positiven Preissteigerung bei Dienstleistungen „fiel dieser Inflationsrückgang in den aktualisierten Projektionen etwas langsamer aus“.

Einige Mitglieder waren der Ansicht, dass die seit der letzten Sitzung verfügbaren Daten ihre Zuversicht nicht stärkten, dass die Inflation 2 % erreichen würde.

Diese Mitglieder äußerten auch Bedenken hinsichtlich einer Senkung der Zinssätze, da sie aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und gestiegener geopolitischer Risiken eher Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten sahen.

Darüber hinaus argumentierten sie, dass ein leichtes Unterschreiten der Inflation „viel weniger“ kostspielig wäre als ein anhaltendes Überschreiten. Sie fügten hinzu, dass eine Senkung der Zinssätze nicht ganz mit einem datenbasierten Ansatz vereinbar sei.

Doch trotz dieser Vorbehalte bestand die Bereitschaft, den Vorschlag des EZB-Chefvolkswirts Philip Lane zu unterstützen.

Ein Mitglied, das dagegen stimmte, stimmte gegen die Zinssenkung und verwies auf die anhaltende Inflation, das Potenzial weiterer Schocks durch geopolitische Risiken und das Risiko, dass eine Abweichung von den US-Zinssätzen die Inflation durch Wechselkurseffekte verschärfen könnte.

Künftiger politischer Ansatz weiterhin abhängig von Daten

Mit Blick auf künftige Sitzungen betonten die Mitglieder, dass sie sich dafür einsetzen werden, dass die Inflation schnell wieder das mittelfristige Ziel von 2% erreicht. Sie bekräftigten ihre Absicht, die Leitzinsen so lange wie nötig ausreichend restriktiv zu halten, um dieses Ziel zu erreichen.

Sie betonten, wie wichtig ein datenabhängiger Ansatz sei, der von Sitzung zu Sitzung vorgehe, um das angemessene Ausmaß und die Dauer der Beschränkung zu bestimmen, ohne sich im Voraus auf einen bestimmten Zinssatz festzulegen.

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