Automobil-Rarität
Nur 200 dieser Post-Lieferwagen existieren noch
10.11.2025 – 12:55 UhrLesedauer: 2 Min.
Er sah aus wie ein rollender Schuhkarton – und genau das war seine Stärke: Der VW Fridolin war das Arbeitstier der Post. Heute ist er fast verschwunden.
Eckig, meist gelb lackiert und mit zwei Schiebetüren ausgestattet: Der VW Typ 147 war in den 1960er-Jahren aus dem Alltag vieler Menschen nicht wegzudenken. Ob Paketzustellung, Briefkastenleerung oder Zählerablesung: Die Deutsche Bundespost setzte ihn überall ein und im Volksmund hatte er schnell seinen Spitznamen weg: Fridolin.
Der Käfer war zu klein, der VW-Bus zu groß. Die Deutsche Bundespost suchte Anfang der 1960er-Jahre nach einem Fahrzeug, das genau dazwischenlag. Der erste Versuch mit einem Goggomobil-Transporter scheiterte am schwachen Zweitaktmotor. Also wandte sich die Post an Volkswagen. Dort zeigte man sich offen und verwies auf die Westfalia-Werke, die bereits Erfahrung mit Sonderfahrzeugen hatten.
Die Vorgaben der Post: möglichst viel Laderaum auf möglichst wenig Fläche. Zwei Kubikmeter Stauraum, rund 400 Kilo Nutzlast, kompakte Maße und – besonders wichtig – zwei seitliche Schiebetüren, damit Postbeamte auch in der Großstadt schnell ein- und aussteigen konnten.
Volkswagen übernahm die Projektleitung, Westfalia fertigte den Wagen, die Teile stammten nach dem Baukastenprinzip aus der ganzen Modellpalette: Der Plattformrahmen kam vom Karmann Ghia, Motor und Getriebe vom Käfer, andere Komponenten vom VW 1500 und Transporter. So entstand ein kastenförmiger Lieferwagen mit abfallender Front, Schiebetüren und zwei Heckklappen – eine für das Gepäck, eine für den Motor.
Der luftgekühlte Vierzylinder hatte 1,2 Liter Hubraum und leistete 34 PS. Damit war man kein Rennfahrer, aber für den Stadtverkehr reichte es allemal. Das Leergewicht: 935 Kilogramm, also rund 200 Kilo mehr als beim Käfer. Dafür konnte der Fridolin einiges schlucken, was Päckchen und Briefe anging.
Aber wie kam es zu dem Namen, der sich schnell durchsetzte? Das ist nicht ganz klar. Die am häufigsten erzählte Variante lautet so: Angeblich soll ein Arbeiter bei Westfalia beim Anblick des Wagens gesagt haben: „… er sieht aus wie ein Fridolin!“ Die Post selbst war über den Spitznamen eher wenig begeistert. Genutzt wurde er trotzdem.
In Deutschland wurden insgesamt 6.139 Fridolins gebaut – etwa 85 Prozent von ihnen gingen an die Bundespost. Der Rest landete bei Kommunen, Firmen oder der Lufthansa. In der Schweiz bestellte die Post weitere 1.201 Fahrzeuge, allerdings mit aufgewerteter Technik: stärkerer Motor, bessere Bremsen, Standheizung, Dachluke und in späteren Jahren zusätzliche Fenster für mehr Übersicht beim Rangieren. Der letzte Fridolin wurde 1977 in Betrieb genommen, gebaut wurde er nur bis Juli 1974.











