Seit seiner Veröffentlichung Ende November ist ChatGPT in aller Munde – eine Sprachsoftware, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Der KI-Chatbot beantwortet komplexe Fragen, erstellt sekundenschnell Texte, maßgeschneidert und mit beeindruckender Präzision.
Entwickelt wurde ChatGPT von einer der führenden KI-Firmen in den USA, OpenAI. Einer der klugen Köpfe dahinter: Mira Murati. Sie ist Chief Technology Officer (CTO) bei OpenAI.
Murati leitet die Teams für ChatGPT und DALL-E, ein KI-Programm, das Bilder aufgrund von Textbeschreibungen erstellt. Damit verantwortet sie den Stapellauf der am schnellsten wachsenden Verbraucheranwendung der letzten 20 Jahre. Bereits nach zwei Monaten hatte ChatGPT 100 Millionen aktive Nutzer. Zum Vergleich: TikTok erreichte diese Marke nach etwa neun Monaten, Instagram brauchte zweieinhalb Jahre.
Das Start-up mit Sitz in San Francisco (375 Mitarbeiter) soll inzwischen mit etwa 30 Milliarden Dollar bewertet sein. Bei Google löste der Trend einen „Code Red“ aus – aus Sorge um das Geschäft mit der eigenen Suchmaschine.
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Wer ist die Frau hinter dem Hype?
So auskunftsfreudig ChatGPT ist – fragt man die künstliche Intelligenz nach Mira Murati, stellt sich der Textroboter plötzlich ziemlich doof an:
„Es tut mir leid, aber ich habe keine Informationen über eine Person namens Mira Murati.“
Auf die Nachfrage, ob sie nicht CTO von OpenAI sei, kann ChatGPT ausweichen:
„Ich entschuldige mich für die Verwirrung in meiner vorherigen Antwort. Nach meinem besten Wissen gibt es bei OpenAI keinen CTO mit dem Namen Mira Murati. Als KI-Sprachmodell habe ich keinen Zugang zu den aktuellen Personaldaten von OpenAI oder einer anderen Organisation nach dem Wissensstichtag im September 2021. Zu diesem Zeitpunkt war Greg Brockman jedoch der CEO von OpenAI und die Organisation hatte eine Reihe von technischen Leitern, aber Mira Murati war keine von ihnen.“
Tatsächlich wurde die KI nach Angaben von OpenAI zwar mit Millionen Texten aus dem Internet, sozialen Medien, Online-Foren, Zeitungsartikeln und Büchern trainiert. Allerdings nur mit Daten, die bis zum Jahr 2021 verfügbar waren. Mira Murati arbeitet seit knapp fünf Jahren für OpenAI, CTO wurde sie erst im Mai 2022.
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Wenig und zum Teil Widersprüchliches ist über die Frau herauszubekommen. Mal wird berichtet, sie sei als Tochter albanischer Eltern in San Francisco geboren. Andere behaupten, sie sei in Albanien geboren und habe dort auch ihren Abschluss gemacht. Angaben zu ihrem Geburtsjahr sind nicht eindeutig, sie reichen von 1986 bis 1988.
Das verrät ihr LinkedIn-Profil
Im Netz finden sich Berichte über ein Informatikstudium in Tirana (Albanien) und einen Masterabschluss in Informatik am Massachusetts Institute of Technology (MIT). In ihrem LinkedIn-Profil ist dagegen ein Bachelor-Abschluss 2012 in Maschinenbau am Darthmouth College in New Hampshire angeführt.
Dort ist auch nachzulesen, dass Murati 2011 ihre berufliche Laufbahn als Praktikantin bei Goldman Sachs begann. Es folgte 2012 eine Stelle beim Luftfahrtkonzern Zodiac Aerospace. 2013 wechselte Murati demnach für drei Jahre zu Elon Musks Tesla als Senior Product Manager für das Model X.
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Nach weiteren zwei Jahren als Vize-Chefin Produkt und Technik bei der Software-Firma Leap Motion in San Francisco kam Murati im Juni 2018 zu OpenAI. Ein halbes Jahr vor Launch der Chat-KI wurde sie dort CTO.
Tech-Journalistin Paris Martineau (l) und Mira Murati (r) bei einer Veranstaltung für Diane von Furstenbergs Podcast-Projekt „InCharge Conversations“ am 6. März in New York City
Wie sieht sie den Hype um ChatGPT?
In der US-Talkshow „ The Daily Show“ von Moderator Trevor Noah sagte Murati kurz vor Veröffentlichung der Software: „Wie bei anderen Revolutionen, die wir erlebt haben, werden neue Arbeitsplätze entstehen und einige Arbeitsplätze verloren gehen. … Aber ich bin optimistisch.“
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Sie sieht aber auch die Gefahren dieser Technologie. So sagte sie dem „ Times Magazin“: „Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, ähneln denen, die wir bei den grundlegenden großen Sprachmodellen sehen: Es kann Fakten erfinden.“
► Deshalb spricht sich Murati in dem Interview klar für eine Beaufsichtigung und Regulierung der Technologie aus: „KI kann missbraucht werden, oder sie kann von schlechten Akteuren eingesetzt werden. Es stellt sich also die Frage, wie man den Einsatz dieser Technologie weltweit regeln kann. Wie kann man den Einsatz von KI so regeln, dass er mit den menschlichen Werten in Einklang steht?“
Und was inspiriert eine Frau wie Mira Murati? Ihre Anwort an das Magazin: Musik von Radiohead, Literatur von Rilke und der Stanley-Kubrick-Film „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968). (jbr)