Im Fußball gehört Spanien zu den deutschen Angstgegnern. Aber wie sieht es an der Börse aus? Ein Faktencheck im Ländervergleich.

An diesem Freitag trifft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf einen der schwersten Gegner dieser EM: Spanien. Vor allem die Niederlagen im WM-Halbfinale 2010 in Durban und 2008 im Finale bei der EM in Wien schmerzten.

2020 waren Spanier und Deutsche dagegen eine Schicksalsgemeinschaft. Jedenfalls, wenn es um die Entwicklung von Firmenwerten und Aktienkursen in den ersten Wochen der Corona-Pandemie ging. Die Aktienmärkte erkannten im April 2020 als Erste, dass man die Corona-Maßnahmen mittelfristig mit unfassbar viel Geld bekämpfen würde. Nicht zuletzt daraus resultiert das Inflationsproblem der vergangenen zwei Jahre. Für die Aktienindizes war 2020 ein Startschuss.

Stand jetzt hat Spanien aber weit weniger gezündet als Deutschland. Denn am absoluten Tiefpunkt im März 2020 lag der spanische Leitindex Ibex bei 6.100 Zählern. Zum EM-Viertelfinale 2024 ist er bei 11.000 Punkten angekommen. „Die Spanier haben somit ein Plus von 80 Prozent hingelegt, angetrieben vor allem seit 2023 von ihren starken Banken wie Caixa oder Banco Bilbao“, so Vanyo Walter in einer Auswertung des Brokers RoboMarkets.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Deutschland gewinnt

Der Dax notierte im Performance-Index am 16.3.2020 bei 8.350 Zählern. „Zwar sind seither einige Prozente an Dividenden in den Index geflossen, doch würde der Dax auch ohne Ausschüttungen das Rennen machen“, so Experte Walter. Knapp 120 Prozent hat der Dax in den vergangenen knapp 52 Monaten zugelegt, stand Anfang Juli bei rund 18.000 Punkten.

Auf dem Spielfeld der Börse heißt der Sieger also Deutschland, und das liegt nicht zuletzt daran, dass man zwar ebenfalls starke Banken und Versicherer hat, aber eben auch mit dem Schwergewicht SAP im Tech-Bereich glänzen kann.

Bei den Aussichten für das restliche Jahr 2024 liegen Spanien und Deutschland dagegen gleichauf, denn viel wird davon abhängen, ob US-amerikanische Investoren Europa als Comeback-Kandidaten identifizieren. Auf rasch sinkende Zinsen werden sie dabei nicht setzen. Denn: „Der Inflationsrückgang setzt sich nur langsam fort. Die letzten Meter bis zum EZB-Inflationsziel von 2 Prozent sind eine äußerst zähe Angelegenheit“, sagen die Experten der VP Bank nach den jüngsten Inflationsdaten.

„Die EZB lockert zwar den Leitzins, geht dabei aber vorsichtig vor. Zu Zinsreduktion wird es nicht von Sitzung zu Sitzung kommen, sondern die EZB wird auf Grundlage der von ihren Volkswirten erstellten Projektionen handeln. Die nächste Zinssenkung dürfte deshalb im September anstehen“, so die VP Bank.

Im zweiten Quartal 2024 schwächelte der Dax übrigens ähnlich wie so mancher Favorit bei der laufenden EM. „So verlor der international vergleichbare Dax-Kursindex im Juni 1,5 Prozent und beendete das zweite Quartal mit einem Minus von knapp vier Prozent“, berechnen die Analysten von Lynx-Broker. Das Plus seit Jahresbeginn von 5,7 Prozent reicht international nur für einen Platz im Mittelfeld. Angeführt von Schwergewichten wie Microsoft, Apple, Amazon und Nvidia, die zumeist neue Allzeithochs erreichten, legten im Juni lediglich die US-Technologieindizes deutlich zu.

Der wertvollste Konzern im Ibex35 ist übrigens Inditex, manchen besser bekannt als Markendach von Zara. 144 Milliarden Euro bringt die Firma auf die Waage und hat nach kurzer Konsolidierung der Gewinne aus der Corona-Zeit seit 2022 echte Dynamik entwickelt. Im Dax kommt die gute alte Siemens auf den gleichen Firmenwert, wird jedoch von SAP mit 217 Milliarden deutlich getoppt.

Dass diese Summen im Vergleich zu großen amerikanischen Firmen den von Hilmar Kopper sprichwörtlich bemühten Peanuts entsprechen, zeigt ein Vergleich mit Microsoft. Der Software- und Cloud-Gigant ist 3,2 Billionen US-Dollar wert und bewegt bei einem Tagesplus oder Tagesminus von 5 Prozent einmal den Firmenwert von Inditex oder Siemens. An der Börse wären Dax und Ibex also eher vergleichbar mit der Spielstärke von Slowenien oder Portugal im Fußball, aber ganz sicher nicht mit jener der spanischen Elf oder des DFB-Teams.

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