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Zwei Genossenschaftsbanken in Ostwestfalen haben die Konten der AfD-Ortsgruppe gekündigt. Der AfD-Kreisverband Minden-Lübbecke bezeichnete die Entscheidung in einer Stellungnahme als „politisch motiviert“.

Der Verbund Volksbank OWL und Volksbank Ostwestfalen bestätigten die Nachricht am Dienstag gegenüber lokalen deutschen Filialen, weigerten sich jedoch, konkrete Hintergrundinformationen zu den Fällen zu nennen, und verwiesen auf das „Bankgeheimnis“.

Volksbanken sind Teil des deutschen Genossenschaftsbankenverbunds und gehören ihren Mitgliedern und nicht externen Aktionären.

Jeder ist regional tätig, und lokale Kunden halten Anteile, wählen einen Aufsichtsrat und Gewinne werden reinvestiert, um der Gemeinschaft zu dienen, anstatt die Rendite für externe Aktionäre zu maximieren.

Am Sonntag veröffentlichte die AfD erstmals eine Erklärung, in der sie behauptete, ihre Konten seien geschlossen worden.

„Privatpersonen, Unternehmen, politische Parteien oder Fraktionen: Sie alle brauchen ein Bankkonto. Regelmäßige Zahlungen, etwa Mitarbeitergehälter, werden über dieses Konto abgewickelt“, heißt es in der Mitteilung des AfD-Bezirksamtes.

Der Vorsitzende des AfD-Kreises Minden-Lübbecke, Sebastian Landwehr, verurteilte die Entscheidung der Volksbank, „Deutschlands größte Oppositionspartei“ ins Visier zu nehmen.

„Da kein Fehlverhalten des AfD-Kreisverbandes vorliegt und sich die Vertrauenswürdigkeit des Kreisverbandes nicht verändert hat, bleibt nur eine Erklärung: Es handelt sich um sogenanntes ‚Debanking‘, also eine politisch motivierte Kontokündigung“, sagte er.

Ein Muster des „De-Banking“

Im Januar teilte ein AfD-Ortsverband mit, dass die Volksbank Düsseldorf-Neuss ihr Konto gekündigt habe. Die Bank bestätigte dies nur allgemein und verwies erneut auf die Vertraulichkeit der Kunden und ihr Recht, die Geschäftsbeziehungen zu beenden.

Im Sommer 2024 kündigte die Berliner Volksbank das Spendenkonto der AfD-Bundespartei, nachdem die Gruppe „Großmutter gegen Rechts“, die Kampagnen gegen Rechtsextreme organisiert, dafür eine Petition eingereicht hatte.

Im September 2024 hat die Deutsche Kreditbank die Konten und Karten des neu gewählten AfD-Thüringen-Politikers Sascha Schlösser nur wenige Tage nach seinem Landtagswahlsieg gekündigt.

Die AfD forderte alle „demokratisch gesinnten Kunden der Volksbank“ dazu auf, „zu einer anderen Bank zu wechseln“.

Am 2. Mai stufte der Bundesverfassungsschutz die AfD aufgrund von Informationen der Inlandsgeheimdienste als bestätigte rechtsextremistische Organisation ein, nachdem sie zunächst von einem „Verdachtsfall“ ausgegangen war.

Ihre Einschätzungen haben erhebliches politisches und rechtliches Gewicht – sobald eine Gruppe als extremistisch eingestuft wird, betrachten staatliche Institutionen und private Akteure sie häufig als potenzielles Sicherheitsrisiko und beeinflussen alles von Überwachungsbefugnissen bis hin zum Umgang von Banken und Unternehmen mit ihr.

Annäherung an die AfD

Die Deutsche Bahn, Siemens, Miele, Oetker, Stihl und Vorwerk haben im Vorfeld der diesjährigen deutschen Bundestagswahl Kampagnen im Stil der Demokratie oder „Nein zur AfD“ durchgeführt, wie z. B. „Wir stehen für Werte“, bei denen sie behaupteten, dass die Positionen der AfD im Widerspruch zu ihren Werten und ihrem Personalbedarf stünden.

Die Börsenzeitung berichtet, dass es den Volksbanken gesetzlich erlaubt sei, AfD-Konten zu schließen. Wenn solche Schließungen jedoch implizit mit Werten begründet werden, offenbaren sie eine politische Motivation – und das ist problematisch für eine Partei, die weiterhin an allen Wahlen teilnehmen darf.

Was der AfD nach den vielen Kontoschließungen der Volksbanken bleibt, sind Konten bei den Sparkassen. Als Anstalten des öffentlichen Rechts sind sie verpflichtet, Konten für politische Parteien zu führen. Dies machte ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2018 deutlich und verwies dabei auf die im Grundgesetz verankerten Parteiprivilegien.

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