Kompliziertes Glas

Deshalb werden neue Windschutzscheiben immer teurer


06.11.2025 – 16:35 UhrLesedauer: 2 Min.

Viel Feinarbeit nötig: Der Austausch von Windschutzscheiben ist aufwendig. (Quelle: Carglass)

Die Reparaturkosten für Autoglas steigen rasant. Ein Grund dafür: moderne Windschutzscheiben. Die Kosteneffekte treffen Kfz-Versicherer hart, die Prämien ziehen an.

Die Kosten für die Reparatur von Autoglas sind zuletzt massiv gestiegen. Nach Angaben des Versicherungsverbands GDV kostete ein Glasbruchschaden im vergangenen Jahr im Schnitt 900 Euro – sieben Prozent mehr als im Vorjahr.

Grund dafür: Die Preise für die Scheiben steigen seit Jahren immer weiter an. Heute kosten sie mehr als 50 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren, Rückleuchten fast 90 Prozent. Noch dazu kommen die steigenden Stundensätze in der Werkstatt. Im vergangenen Jahr legten sie um durchschnittlich acht Prozent zu.

Insgesamt haben die deutschen Versicherer im vergangenen Jahr rund zwei Milliarden Euro für rund 2,2 Millionen Glasbruchschäden gezahlt. Der GDV beklagt in diesem Zusammenhang auch generell steigende Reparaturkosten: Die Kfz-Versicherer hätten in den vergangenen Jahren Verluste von insgesamt fünf Milliarden Euro gemacht. Als Reaktion haben die meisten Unternehmen die Prämien zuletzt mehrfach deutlich erhöht – allein für das laufende Jahr registrierte das Statistische Bundesamt eine Preissteigerung um knapp elf Prozent.

Eine wichtige Rolle bei der Kostenexplosion spielt auch das Autoglas selbst – vor allem die Windschutzscheibe. Aus den einst simplen Glasplatten ist längst ein Hightech-Bauteil geworden, das schnell vierstellige Beträge kostet.

Denn Scheiben müssen heute viel mehr können als noch vor einigen Jahren, angefangen beim Sonnen- und Lärmschutz über die Durchleitung von Funksignalen bis hin zur Unterstützung von Assistenzsystemen. Mehr als die Hälfte der Autogläser in Europa verfügt mittlerweile über Geräuschdämmung, ähnlich viele über einen Hitzeschutz oder eine Heizung.

Ganz besonders zugelegt haben aber die Vorbereitungen für Assistenzsysteme: Fast alle neuen Autos verfügen über eine bis drei Frontkameras, die in einem speziellen Gehäuse hinter der Windschutzscheibe befestigt werden. Die Videosensoren dienen als Datenlieferant für Assistenzsysteme, von der Verkehrsschilderkennung bis zum Level-3-Autopiloten. Künftig wird kein Neuwagen mehr ohne Kamera auskommen.

Auch als Bildschirm dient das Glas mittlerweile – selbst in Kompaktautos sind Head-up-Displays zumindest gegen Aufpreis zu bekommen. „Bis zu 28 verschiedene Funktionen kann eine Scheibe heute haben“, erläutert Bernd Zimmermann, beim Autoglas-Spezialisten Carglass verantwortlich für das operative Geschäft.

Generell geht der Trend zu ausufernden Glasflächen: Nicht nur in Extremfällen wie der 2,85 Quadratmeter großen Frontscheibe, die sich beim Tesla Model X bis ins Dach zieht, sondern auch bei fast allen anderen Autos. 32,8 Kilogramm wiegt das kuppelförmige Glas, eine Standard-Frontscheibe kommt im Schnitt auf 12,8 Kilogramm.

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