In einer Bundestagsdebatte am Mittwoch warfen deutsche Abgeordnete der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) vor, als „Russland-treue Schläferzelle“ zu agieren.

Der AfD werden zahlreiche Anfragen an die Bundesregierung zum Thema Bundeswehr und Kritische Infrastruktur vorgeworfen. Der CDU-Abgeordnete Marc Heinrichmass sagte, die AfD-Fraktion habe innerhalb eines Jahres 47 solcher Anfragen eingereicht.

Henrichmann, Mitglied des parlamentarischen Kontrollgremiums für Nachrichtendienste, sagte, die AfD werde „vom Kreml an der Leine herumgeführt“.

Die Debatte folgte einem Antrag von CDU/CSU und SPD, die Beziehungen der Parteien zu Russland zu prüfen.

Auch die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Sonja Eichwede kritisierte die AfD als „Handlangerin russischer Interessen“ und verwies auf deren angeblich moskaufreundliche Rhetorik und Reisen nach Russland.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der AfD in Thüringen, Björn Höcke, hat Russland unter Präsident Wladimir Putin in der Vergangenheit wiederholt gelobt, während der stellvertretende AfD-Vorsitzende Markus Frohnmaier Berichten zufolge eine Reise nach Moskau im Jahr 2026 plant.

Der frühere Gesundheitsminister und SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach bezeichnete die Vorwürfe als „Verrat“, wenn sie sich als wahr erwiesen.

Verschlusssachen

In einer AfD-Anfrage im Juni mit mehr als 50 Fragen wurden Informationen zum Einsatzzustand der Drohnenausrüstung der Bundeswehr und zu Strategien zur „Abwehr feindlicher Drohnen“ abgefragt.

Die Bundesregierung stufte Mehrfachnennungen als „VS – nur für den dienstlichen Gebrauch“ ein. Es verweigerte die Beantwortung von mehr als zehn Fragen mit der Begründung, dass die Offenlegung „die Gefahr birgt, dass Einzelheiten über schützenswerte Belange unseres Staates und die künftige Arbeits- und Aufgabenerfüllung der Bundeswehr bekannt werden“.

Thüringens Innenminister Georg Maier warnte das Handelsblatt bereits vor Wochen: „Wir beobachten seit einiger Zeit mit zunehmender Sorge, dass die AfD ihr parlamentarisches Fragerecht missbraucht, um gezielt unsere kritische Infrastruktur zu untersuchen.“

Die Bedenken konzentrieren sich auf die Frage, ob die Informationen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zugute kommen könnten, dessen Drohnen und Kampfflugzeuge in den letzten Wochen zunehmend beschuldigt wurden, den Luftraum der EU und der NATO zu verletzen.

Vermutlich aus Russland stammende Drohnen haben mehrfach deutsche Flughäfen lahmgelegt. Es wird vermutet, dass sie das Ergebnis von Einsätzen sogenannter Low-Level-Agenten sind, die häufig über soziale Medien angesprochen und rekrutiert werden und relativ geringe Summen für die Durchführung kleinerer, risikoarmer Aufgaben wie Vandalismus, Überwachung oder Brandstiftung zahlen.

AfD-Vizefraktionschef Markus Frohnmaier wies die Debatte als „peinliches Wahlmanöver“ zurück und argumentierte, wenn die Partei ein echtes Sicherheitsrisiko darstelle, hätten „staatlich kontrollierte Sicherheitsbehörden“ uns „schon längst eingesperrt“.

Reise nach Russland

Frohnmaier, der als kremlnah gilt, hatte seine Frühjahrsreisepläne nach Russland aufgrund von Kritik jüngst aufgegeben: „Derzeit gibt es keine konkreten Reisepläne“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“.

Die ARD berichtete, dass die AfD-Abgeordneten Steffen Kotré und Rainer Rothfuß am 13. November für mehrere Tage nach Sotschi reisen werden, um an einem „internationalen Symposium im BRICS-Europa-Format“ teilzunehmen, bei dem Rothfuß einen Vortrag halten will.

Auf der Social-Media-Plattform X kritisiert er die deutsche und EU-Russlandpolitik immer wieder als „Anti-Russland-Kriegspropaganda“.

Fraktionen und Parteien haben das Recht, parlamentarische Anfragen zu stellen und schriftliche Regierungsinformationen zu Themen anzufordern. Allerdings wächst in jüngster Zeit die Besorgnis über einen möglichen Missbrauch dieses Instruments zur Informationsbeschaffung zur Unterstützung ausländischer Staaten.

Thüringens Innenminister Georg Maier schlug in einem Interview mit dem Handelsblatt Alarm und warnte, dass die Fragen der AfD zur Infrastruktur Deutschlands „zunehmende Intensität und Detailtiefe“ hätten.

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