Am 10. Dezember 1990 nahm nicht Michail Gorbatschow selbst, sondern sein erster stellvertretender Außenminister in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen. In der Begründung für die Auszeichnung hieß es, Gorbatschow habe wesentlich daran mitgewirkt, dass „die Konfrontation der Blöcke durch Verhandlungen ersetzt“ worden sei, dass „alte europäische Nationalstaaten ihre Freiheit wiedergewonnen“ hätten und „mehrere regionale Konflikte gelöst worden oder einer Lösung nähergekommen“ seien.
Das Komitee in Oslo hatte allerdings nicht mit der Eskalation gerechnet, die nur einen Monat später folgte. Im Januar 1991 unterstützte der frisch gekürte Friedensnobelpreisträger einen Putschversuch Moskau-treuer Militärs gegen Litauen, das seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion beanspruchte. Am „Blutsonntag“, dem 13. Januar, kamen in Vilnius 14 Zivilisten ums Leben, als sowjetische Spezialeinheiten brutal vorgingen. Erst nachdem die USA Moskau eindringlich aufgefordert hatten, die Gewalt zu stoppen, zog Gorbatschow seine Unterstützung zurück.
Es war auch Gorbatschow, der 1986 alles dran gesetzt hatte, die Katastrophe von Tschernobyl zu verheimlichen – vor der Weltöffentlichkeit und vor der eigenen Bevölkerung, was in der Folge Tausende das Leben gekostet hat.
Jassir Arafat war Mitbegründer und später Anführer der palästinensischen Fatah, die zahlreiche Terroranschläge auf israelische, jordanische und libanesische Ziele verübte. Nachdem Arafat die irakische Invasion Kuwaits unterstützt hatte, folgte die erfolgreiche US-geführte Gegenoffensive – und 1991 die Vertreibung der Palästinenser aus Kuwait. Rund 450.000 Menschen mussten innerhalb weniger Tage das Land verlassen. Der Verlust wichtiger arabischer Verbündeter zwang Arafat 1993 zum Kurswechsel: Im Namen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nahm er Friedensgespräche mit Israel auf, die zur gegenseitigen Anerkennung führten.
1994 ehrte das Nobelkomitee ihn dafür zusammen mit Schimon Peres und Jitzchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis – inspiriert durch einen symbolträchtigen Händedruck zwischen den Erzfeinden Arafat und Rabin beim Gaza-Jericho-Abkommen. Rabin sagte damals: „Es ist genug Blut, es sind genug Tränen geflossen. Genug!“
Doch die Geschichte bewies bald, dass dieser Friedensnobelpreis viel zu früh vergeben wurde. Im Jahr 2000 wies Arafat das von US-Präsident Bill Clinton und Israels Premier Ehud Barak vorgelegte Friedensangebot zurück. Kurz darauf ließ er radikale Kräfte innerhalb der Palästinenserbewegung gewähren – die zweite Intifada begann. Ab 2001 beteiligten sich auch Arafats eigene Fatah-Bewegung und die Al-Aqsa-Brigaden an Anschlägen. In der zweiten Intifada wurden mehr als 1.000 Israelis durch Terroranschläge getötet.
