Nach der Verabschiedung des bayrischen Anti-Gender-Gesetzes muss ein CSU-Verband eine Stellenausschreibung zurückziehen. Die CSU Unterfranken hatte nämlich selbst gegendert.

Die CSU Unterfranken suchte laut einer Stellenausschreibung auf ihrer Internetseite noch am Mittwoch eine „Assistent:in (w/m/d)“ – jedoch ist die Anzeige inzwischen nicht mehr aufrufbar. Der Grund dafür ist kurios: Seit Dienstag ist das von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf den Weg gebrachte Gesetz zum Verbot „geschlechtersensibler Sprache“ an Schulen, Hochschulen und Behörden verabschiedet worden. Demzufolge darf künftig im Rahmen der Tätigkeiten dieser Institutionen kein Gender-Sternchen oder Doppelpunkt mehr benutzt werden.

Zwar handelt es sich bei der CSU Unterfranken nicht um eine Behörde oder eine sonstige vom Gesetz erfasste Einrichtung, gleichwohl scheint eine Ausschreibung in gendergerechter Sprache im Dissens zu der Parteilinie aus München zu stehen. Über den Vorfall berichtete zuerst der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

CSU-Funktionär: „Die CSU gendert nicht“

Der Zeitung bestätigt der Geschäftsführer des Bezirksverbands Unterfranken, Detlef Heim (CSU), dass der Gender-Doppelpunkt für die Löschung der Ausschreibung verantwortlich sei: „Die Stellenanzeige wurde gelöscht, weil die CSU nicht gendert“, so Heim.

Doch der Bezirksverband Unterfranken ist nicht alleine mit Ausschreibungen, die jedenfalls Assoziationen zu gendergerechter Sprache wecken. Auf der Internetseite der Regierung Oberfranken sind mehrere Stellen ausgeschrieben, die ebenfalls Acht darauf geben, jedes Geschlecht ausdrücklich zu adressieren.

So wird etwa nach „Beamtinnen und Beamten (m/w/d) der 3. Qualifikationsebene“ gesucht. Zwar wird nicht explizit Gebrauch vom Gender-Sternchen oder dem Gender-Doppelpunkt gemacht, jedoch sieht das generische Maskulinum zweifellos anders aus. Fraglich bleibt, ob die Bezirksregierung ähnlich durchgreifen wird wie ihr Schwesterverband aus Unterfranken.

Gendersprache als Streitgegenstand des Kulturkampfes

Dem bayrischen Verbot „geschlechtersensible Sprache“ an Schulen, Hochschulen und Behörden zu nutzen, ist eine hitzig geführte bundesweite Debatte vorausgegangen. Während konservative Parteien eine solche Sprache ablehnen, wollen linke Parteien den Gebrauch geschlechtergerechter Sprache fördern.

Konservative vermuten hinter dem Sprachgebrauch ideologische Motive und fürchten eine Umerziehung über das Medium der Sprache. Kritiker werfen Ministerpräsident Söder vor, die Bevölkerung seinerseits über ein „Sprechverbot“ bevormunden zu wollen. Grundsätzlich ist der Streit um die Gendersprache ein Ausdruck eines tiefer verwurzelten Kulturkampfes, um die Deutungshoheit bei gesellschaftspolitischen Debatten.

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