Cristiano Ronaldo spielt in diesem Sommer sein elftes großes Turnier. Wie viel kann er seinem Team noch geben?

Seit der EM 2021 stellt sich bei jeder Fußball-Endrunde dieselbe Frage bei Spielen Portugals: Tut Superstar Cristiano Ronaldo seiner Nationalmannschaft noch gut oder ist es eher ein Fluch, dass er auch mit 39 Jahren für das Land aufläuft und die Kapitänsbinde trägt? Bei jeder Endrunde scheinen die Kritiker Ronaldos mehr Futter zu bekommen, so auch bei der EM 2024.

Fakt ist: Ronaldo ist der einzige Feldspieler des Viertelfinalisten Portugal, der in jedem EM-Spiel von Anfang an auf dem Platz stand. Dennoch muss vor der Runde der letzten Acht festgehalten werden, dass „CR7“ beim Turnier in Deutschland bisher nicht überzeugen konnte. Und das liegt nicht nur an dem verschossenen Elfmeter in der Verlängerung des Achtelfinals gegen Slowenien.

Das belegen auch die Statistiken. Am aussagekräftigsten sind hier die „expected goals“ (xG). Diese geben an, wie viele Tore ein Spieler in Anbetracht seiner Torchancen laut Statistik hätte schießen müssen. Hier liegt Ronaldo im Ranking aller EM-Akteure auf dem zweiten Platz. Der Spieler des saudischen Klubs al-Nassr FC hätte 2,8 – also aufgerundet drei Tore erzielen müssen. Auf seinem EM-Torkonto steht in diesem Jahr aber noch die Null, was seine schwache Chancenauswertung unterstreicht. Einen höheren xG-Wert hat nur Deutschlands Kai Havertz. Er hätte statistisch gesehen 3,6-mal treffen müssen, traf aber immerhin auch zweimal, wenn auch jeweils nur vom Elfmeterpunkt.

Auf Rang eins steht Ronaldo sogar bei den Freistößen, die direkt aufs Tor geschossen wurden. Sechsmal versuchte er sein Glück, so richtig knapp war es aber nie. Bei den ruhenden Bällen aus der Entfernung hat er ohnehin eine verheerende EM-Bilanz. Seit seiner EM-Premiere 2004 trat Ronaldo 34 Freistöße, die direkt in Richtung Tor gingen – doch kein einziger von diesen Versuchen fand seinen Weg ins Tor. Dennoch tritt der Mannschaftskapitän jedes Mal wieder mit einer großen Selbstverständlichkeit zu den Freistößen an und überlässt diese nicht seinen Mitspielern. Auch insgesamt hat „CR7“ mit 19 die meisten Schüsse aufs Tor des gesamten Turniers abgegeben – jedoch völlig ohne Erfolg.

Trotz der schwachen Statistiken hat es Portugal immerhin geschafft, ins Viertelfinale des Turniers einzuziehen. Aus den bisherigen vier Spielen bleibt aber nur eine richtig gute Szene des Superstars hängen. Im zweiten Gruppenspiel gegen die Türkei (3:0) hätte Ronaldo beim Spielstand von 2:0 auch selbst abschließen können, weil er frei vor dem türkischen Keeper stand. Er behielt jedoch die Übersicht und legte den Ball quer auf den mitgelaufenen Bruno Fernandes, der nur noch einschieben musste. Bis zum Viertelfinale bleibt das die einzige Torbeteiligung Ronaldos.

Doch ist es korrekt, Ronaldo nur an seinen direkten Torbeteiligungen zu messen? Oder gibt es auch noch andere Faktoren, die bei der Frage, wie viel er seinem Team gibt, berücksichtigt werden müssen?

Klar ist auf jeden Fall: Allein durch seine Präsenz bindet Ronaldo mehrere Gegenspieler. Dadurch haben die Spieler auf den Außenpositionen mehr Platz und können eher glänzen. Das ist ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Denn in der Regel konzentrieren sich die Verteidiger vor allem darauf, Ronaldo aus dem Spiel zu nehmen. Das mag zwar gelingen, sodass dieser nicht zu den ganz klaren Abschlussaktionen kommt. Davon profitieren aber die Spieler um den Star herum, die mehr Freiraum haben.

Zudem wird Ronaldo häufig mit dem Vorwurf konfrontiert, ihm gehe es nur darum, selbst Tore zu erzielen und er nehme sich wichtiger als die Mannschaft. Doch auch hier gibt es einige Faktoren, die dagegen sprechen, dass „CR7“ ein Egozentriker auf dem Platz ist.

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