Von Franziska Müller & Donogh McCabe mit Tokunbo Salako
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Wann ist man eigentlich nah genug dran?
Der Renommierte Fotoagentur Magnum hat die Arbeiten von einem Dutzend Fotografinnen bei C/O Berlin zusammengestellt, damit Besucher die Intimität erkunden und selbst beurteilen können, wie nah die Kamera am Motiv sein sollte.
Die Ausstellung wurde ursprünglich im New Yorker International Center of gezeigt Fotografie im Jahr 2022 anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Agentur.
„Für uns ist es eine wichtige Ausstellung, denn sie zeigt die Veränderungen, die die Agentur im Laufe der Jahrzehnte durchgemacht hat“, erklärt Andrea Holzherr, Kuratorin von Magnum Photos.
„Wir gehen mit der Zeit, indem wir jedes Jahr junge Fotografen in die Agentur holen“, ergänzt Holzherr.
Schlafzimmerporträts
Es gab keine bewusste Entscheidung, Magnums Portfolio an Fotografinnen zu erweitern. Es war eine natürliche Entwicklung, da sich immer mehr Frauen dafür entschieden haben, das Leben hinter der Kamera festzuhalten. Einer von ihnen ist der iranische Fotograf Newsha Tavakolian.
„Wir haben stundenlang miteinander geredet“, sagt Tavakolian über eine Reihe von Porträts, die sie in ihrem eigenen Schlafzimmer aufgenommen hat. Sie lud ihre Nachbarn vor die Kamera und musste manchmal etwas Überzeugungsarbeit leisten.
„Wir wollten uns verstehen und dann eine gemeinsame Basis finden. Und dann gaben sie mir sozusagen die Erlaubnis, sie darzustellen.“ Tavakolians Arbeit ist bekannt für ihr kraftvolles Geschichtenerzählen und ihre Fähigkeit, menschliche Emotionen einzufangen.
Sie war die jüngste Fotografin, die 1999 über den Studentenaufstand in Teheran berichtete. Mit 16 Jahren begann sie für die iranische Frauenzeitung Zan zu arbeiten.
Tavakolian möchte mit ihren Porträts die Zeit sowohl ergreifen als auch anhalten. Mit einem Foto „friert man die Zeit ein“, erzählt sie Euronews Culture. „Dann kann der Betrachter so viel Zeit damit verbringen, das Bild zu betrachten, wie er möchte.“
„Jetzt hat jeder dieses Werkzeug in der Hand“, fährt Tavakolian mit Blick auf die Kamera in Mobiltelefonen fort. „Es geht nicht mehr darum, privilegiert zu sein oder nicht. Es geht darum, was man zu sagen hat.“
Mit ihrer Porträtserie vermittelt sie eine Momentaufnahme, aber auch den Zustand einer Gesellschaft. Tavakolian hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Carmignac Gestion Award und den Prince Claus Award.
Politik, Gesellschaft, Zeitgeschichte – was macht die Fotografie heutzutage besonders?
„Es geht um Menschen auf der ganzen Welt, in ihren Gemeinschaften. Es geht um Politik, Gesellschaft und Zeitgeschichte“, sagt Kuratorin Andrea Holzherr. „Mit unseren Handybildern können wir diese Geschichte nicht erzählen.“
Zum 25-jährigen Jubiläum von C/O Berlin wird die Ausstellung in einer adaptierten und erweiterten Fassung in Berlin präsentiert. Ein zentrales Thema, das sich durch die Werke der Ausstellung zieht, ist die Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Fotografen und ihren Motiven.
Inspiriert von einem berühmten Zitat des Magnum-Mitbegründers Robert Capa – „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, bist du nicht nah genug dran“ – auch der Ausstellungstitel hinterfragt seine Beobachtung.
Die Ausstellung Nah genug läuft bis zum 28. Januar 2026 bei C/O Berlin.











