Überforderung auf ganzer Linie
Die große Blamage von Belém
09.11.2025 – 13:55 UhrLesedauer: 4 Min.

In Belém trifft sich die Welt, um das Klima zu retten – und erlebt ein logistisches Fiasko. Von Sex-Motels über Kreuzfahrtschiffe bis zur Autobahn durch den Regenwald – die COP30 steht in der Kritik.
Mitten im Amazonasgebiet, dort wo die grüne Lunge des Planeten schlägt, richtet Brasilien in diesem November die weltweit wichtigste Klimakonferenz aus. Vom 10. bis 21. November findet in Belém, einer Stadt am Mündungsdelta des Amazonas, die 30. UN-Klimakonferenz (COP30) statt. Für Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist es ein Prestigeprojekt – ein symbolischer Ort, der die Dringlichkeit des Klimaschutzes unterstreichen soll.
Doch hinter der glanzvollen Fassade des Konferenzprogramms für den Klimagipfel, zu dem Gäste aus mehr als 190 Ländern erwartet werden, rumort es gewaltig. Was als politische Botschaft gedacht war, wird für viele Beteiligte zur organisatorischen, finanziellen und klimatischen Zumutung – vor allem für jene Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.
Belém wurde als Konferenzort gewählt, um die Bedeutung des Amazonasgebiets für das Weltklima ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Doch die Stadt ist mit der Durchführung eines derart großen Gipfeltreffens sichtbar überfordert. Rund 50.000 Personen – darunter Staats- und Regierungschefs, Minister, UN-Vertreter, NGO-Mitarbeitende und Aktivistinnen – sollen in einer Region für den Klimagipfel untergebracht werden, die kaum über die notwendige Infrastruktur verfügt.
Angesichts begrenzter Hotelkapazitäten greift die brasilianische Regierung zu ungewöhnlichen Mitteln: Zwei Kreuzfahrtschiffe mit zusammen etwa 6.000 Betten dienen als schwimmende Hotels. Die „Costa Diadema „von Costa Crociere und die „MSC Seaview“ von MSC Cruises ankern im Hafen nahe der Amazonasmündung.
Ohne Gäste an Bord aufzunehmen, hatten die beiden Giganten in Barcelona Kurs auf Belém genommen und den Atlantik überquert. Tausende Kilometer legten sie über den Ozean zurück – und pusteten dabei Tonnen von CO2 in die Atmosphäre.
Valter Correia, Sondersekretär für die COP30, prahlte im Vorfeld des „weltweit größten Klimaereignisses“ dennoch: „Diese beiden großen Schiffe sind Teil eines vielfältigen Unterkunftsangebots, das darauf ausgelegt ist, alle Teilnehmer der COP30 unterzubringen – darunter Delegationen der Vereinten Nationen, Beobachter, zivilgesellschaftliche Organisationen, akademische Einrichtungen und Unternehmen.“
Doch den vollmundigen Versprechen zum Trotz: Es gibt schlicht zu wenige Unterkünfte in Belém für eine Veranstaltung dieser Dimension, wie es der Klimagipfel ist. Die Stadt ist keine Touristenmetropole, sondern eine wuselige Regenwaldstadt in Brasilien. Wenige Minuten vom Flughafen entfernt verlaufen ungepflasterte Straßen und offene Abwasserkanäle. Hotels sind knapp. Die Preise stiegen bereits im Vorfeld dramatisch.