Forscher ergründen
Was in Ihrem Gehirn passiert, wenn Sie aufwachen
12.11.2025 – 10:20 UhrLesedauer: 2 Min.

Der Wecker klingelt und plötzlich sind wir wach. Doch dieser schnelle Wechsel von Schlaf zu Wachzustand ist komplizierter, als viele denken.
Morgens fühlt es sich oft so an, als würde das Gehirn im selben Moment anspringen, in dem der Alarm losgeht. Doch tatsächlich läuft im Hintergrund ein hochkomplexer Prozess ab. Forscher aus den USA haben untersucht, wie das Gehirn aufwacht und warum wir uns dabei manchmal wie gerädert fühlen.
„Wach zu sein bedeutet, dass das Gehirn aktiv genug ist, um bewusst zu denken, sich zu bewegen und auf Reize zu reagieren“, erklärt Rachel Rowe, Professorin für Physiologie an der University of Colorado Boulder. Während im Schlaf die Hirnwellen langsam und gleichmäßig sind, arbeiten sie im Wachzustand deutlich schneller und flexibler.
Doch der Übergang geschieht nicht auf einen Schlag. Die Schaltzentrale im Inneren des Gehirns, das sogenannte retikuläre Aktivierungssystem, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es sendet Signale, die zuerst den Thalamus aktivieren und dann die Großhirnrinde, also die äußerste Schicht des Gehirns. Erst wenn diese angesteuert ist, beginnt echtes Wachsein.
In einer Studie untersuchten Forscher, wie sich die Hirnaktivität beim Aufwachen verändert. Das Ergebnis: Nach dem Schlaf beginnt das Gehirn zunächst mit langsamen Wellen – ähnlich wie im Schlafzustand – und wechselt dann allmählich zu schnelleren, „wachen“ Hirnwellen. Dieser Prozess startet in dem vorderen Bereichen des Gehirns und bewegt sich dann nach hinten.
Interessant dabei: Wer aus dem sogenannten REM-Schlaf erwacht, also der Phase mit besonders lebhaften Träumen, zeigt sofort wache Hirnwellen. Wer dagegen aus dem Tiefschlaf (Non-REM) kommt, braucht länger.
- Forscher entschlüsseln: Warum sich manche Menschen an Träume erinnern
Obwohl wir wach sind, dauert es oft, bis wir klar denken können. Dieser Zustand heißt „Schlafträgheit“ (Englisch: sleep inertia). Er kann zwischen 15 Minuten und einer Stunde andauern. In dieser Zeit arbeitet das Gehirn noch nicht auf voller Leistung. Warum das so ist, wissen Forscher bisher nicht genau.
Allerdings spielt der Zeitpunkt des Aufwachens eine Rolle. Denn das Gehirn durchläuft auch im Schlaf regelmäßige Phasen, in denen es mal tiefer, mal leichter schläft, etwa alle 50 Sekunden. Wird man in einem ungünstigen Moment geweckt, ist man besonders träge.
Schlafforscherin Aurélie Stephan von der Universität Lausanne rät deshalb, den Wecker möglichst zu meiden. Wer immer zur gleichen Zeit aufsteht, wacht meist von selbst auf, und zwar genau dann, wenn das Gehirn bereit ist.
„Das Gehirn wartet auf den richtigen 50-Sekunden-Moment“, sagt Stephan. Wird man dagegen vom Wecker „zufällig“ aus dem Tiefpunkt geholt, verstärkt sich die Schlafträgheit. Die Folge: Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und oft schlechte Laune.
Unser Gehirn schaltet nicht einfach auf Knopfdruck um – es braucht Zeit. Wer seinen Schlafrhythmus kennt und den Wecker möglichst meidet, kann wacher und fitter in den Tag starten.










