„Beeindruckende Ergebnisse“
Bluttest erkennt siebenmal mehr Krebserkrankungen
11.11.2025 – 16:27 UhrLesedauer: 3 Min.

Ein neuer Bluttest soll die Krebsfrüherkennung revolutionieren. Er entdeckt mehr Krebserkrankungen, oft sogar in einem frühen Stadium. Doch es gibt auch Kritik.
Nun hat eine US-amerikanische Studie herausgefunden, dass der sogenannte Galleri-Bluttest nahezu siebenmal mehr Krebserkrankungen entdeckt als herkömmliche Früherkennungsmaßnahmen. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich auf dem Kongress der European Society for Medical Oncology in Berlin vorgestellt.
Der Galleri-Test ist ein sogenannter Multi-Cancer Early Detection (MCED-)Test, der chemische Veränderungen (Methylierungen) an der DNA aus dem Blut analysiert.
Hintergrund ist, dass Tumorzellen ein anderes Methylierungsmuster aufweisen als gesunde Zellen. Zudem sind diese chemischen Muster für bestimmte Krebsarten spezifisch. Auf diese Weise kann der Test mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ableiten, ob eine Krebserkrankung vorliegt und welches Organ vermutlich betroffen ist. Der Test wurde vom US-Unternehmen Grail entwickelt.
Für die Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher mehr als 23.000 Probanden im Alter von über 50 Jahren, bei denen weder eine Krebsdiagnose noch der Verdacht auf Krebs vorlag. Zeigte der Bluttest ein positives Krebssignal, wurde der vom Test vermutete Ursprungsort genauer untersucht.
Den Studienautoren zufolge erhöhte die Kombination des Galleri-Tests mit etablierten Früherkennungsmethoden die Anzahl der entdeckten Krebserkrankungen um das Siebenfache im Vergleich zum Standard-Screening allein. Auch befanden sich etwa die Hälfte der neu entdeckten Tumore in einem frühen Stadium.
Zudem kann der Test in einigen Fällen Tumore entdecken, für die es bisher keine geeigneten Früherkennungsmaßnahmen gibt. Zusammen belegen diese Ergebnisse den Studienautoren zufolge die Sicherheit und den klinischen Nutzen des Tests für den Bluttest in der Bevölkerung.
Professor Nitzan Rosenfeld vom Barts Cancer Institute in London äußert sich im „Science Media Center“ (SMC) zu der Studie und nennt die Ergebnisse „beeindruckend“. Insbesondere die Entdeckung der Tumore im Frühstadium und die Möglichkeit, auch solche aufzuspüren, für die es heute noch keine Screenings gibt, mache den Test zu einem nützlichen Werkzeug. Allerdings weist der Experte auch darauf hin, dass die Studie Limitationen hat, etwa die kurze Nachbeobachtungszeit von nur einem Jahr und die Auswahl der Probanden.
Weniger optimistisch äußert sich hingegen Clare Turnbull vom Institute of Cancer Research in London. Sie kritisierte vor allem die Kosten: Bei einem Preis von knapp 1.000 US-Dollar pro Test entspreche das Kosten von etwa 174.000 US-Dollar pro zusätzlich diagnostiziertem Krebsfall. Das wäre in einer Kosten-Nutzen-Analyse des britischen Gesundheitssystems kaum vertretbar.
Laut Turnbull sind auch noch viele Fragen zum Nutzen des Tests offen. Der Test müsse nicht nur frühzeitig Krebs entdecken, sondern auch nachweislich die Sterblichkeit senken, erklärt sie im SMC. Das sei bislang nicht bewiesen. Weitere Studien, welche die Krebssterblichkeit im Zusammenhang mit dem Test untersuchen, seien daher absolut unerlässlich.










