Magdeburger Attentäter vor Gericht
Mysteriöse Geste wirft Fragen auf
Aktualisiert am 10.11.2025 – 10:53 UhrLesedauer: 3 Min.
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Beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt starben sechs Menschen, Hunderte wurden verletzt. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter setzt neue Dimensionen.
Schon jetzt ist es eines der größten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte: Elf Monate nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat am Montag der Prozess gegen den 51-jährigen Todesfahrer begonnen. Insgesamt sind rund 40 Anwälte in das Verfahren involviert, sie vertreten 180 Betroffene und Hinterbliebene. Taleb al-Abdulmohsen saß aus Sicherheitsgründen in einem Glaskasten.
Zu Beginn des Prozesses zeigte der Angeklagte mysteriöse Botschaften auf seinem Laptop. Zunächst hielt er die Aufschrift „Sept. 2026“ in die Kamera, kurz darauf „#MagdeburgGate“. Was er damit meinte, bleibt unklar.
Am 20. Dezember des vergangenen Jahres fuhr er mit einem 340 PS starken Mietwagen über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Sechs Menschen wurden dabei getötet, das jüngste Opfer war erst neun Jahre alt.
Mehr als 300 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt oder traumatisiert. Auch Menschen aus dem Ausland wie etwa Spanien oder Großbritannien befinden sich unter den Betroffenen.
Oft brauchten sie Monate, um nach der Tat wieder in ihren Alltag zurückzukehren – oder kämpfen noch immer. Kerstin Stern wurde von dem Auto des Attentäters überrollt. Wie sie dem MDR vor dem Prozessbeginn erklärte, konnte sie monatelang nicht laufen. Erst seit Anfang Oktober arbeite sie wieder.
Trotzdem gibt sie sich auch kämpferisch. Stern sagte: „Er möchte ja, dass die Opfer ein Leben lang damit zu kämpfen haben. Diesen Spielraum gebe ich ihm nicht.“
Andere Menschen, die zur Tatzeit auf dem Weihnachtsmarkt waren, berichten von Trauma und Albträumen. Phillip Peplau war mit Kollegen privat auf dem Weihnachtsmarkt. Er erzählte der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich lebe. Aber der Anschlag hat mein Leben verändert, ich denke sehr oft daran.“
Er fügte hinzu: „Wenn ich mich in die Bahn gesetzt habe oder in den Bus, musste ich immer am Alten Markt vorbei. Das ging nicht mehr.“
Laut Generalstaatsanwaltschaft Naumburg dauerte die Todesfahrt knapp eine Minute. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 48 Kilometern pro Stunde soll al-Abdulmohsen über den Markt gefahren sein. Ihm wird versuchter Mord in 338 Fällen vorgeworfen. Der Täter war mit dem Mietwagen zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre auf den Weihnachtsmarkt gelangt.











