Politisches Beben in Berlin
Hikel verzichtet auf Kandidatur als Neuköllner Bürgermeister
Aktualisiert am 09.11.2025 – 15:14 UhrLesedauer: 3 Min.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel kandidiert 2026 nicht mehr für das Amt in Neukölln. Als Grund nennt er mangelnden Rückenwind aus seiner Partei.
Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel hat überraschend seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der Wahl 2026 erklärt. Der SPD-Politiker teilte dies nach einer Wahlversammlung mit, die daraufhin abgebrochen wurde.
Hikel begründete seine Entscheidung mit dem Ergebnis seiner Wahl zum Spitzenkandidaten. Er erhielt nach Angaben des Kreisverbands 68,5 Prozent der Stimmen. „Das Ergebnis der SPD Neukölln gibt mir nicht ausreichend Rückenwind für einen erfolgreichen Wahlkampf als Bezirksbürgermeister, um die Herausforderungen in Neukölln in den kommenden Jahren zu bewältigen“, erklärte Hikel, der auch SPD-Landesvorsitzender ist. „Daraus ziehe ich nach acht Jahren sehr erfolgreicher Arbeit im Bezirk meine Konsequenzen und werde mich bis zum Ende meiner Amtszeit mit voller Kraft meinem Amt widmen.“
„Wir bedauern seine Entscheidung“, hieß es in einer Erklärung der SPD-Kreisvorsitzenden Joachim Rahmann und Derya Çağlar. „Wir als SPD Neukölln danken Martin Hikel ausdrücklich für seine erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren.“ Er habe unter oftmals schwierigen Rahmenbedingungen mit großem Einsatz dazu beigetragen, den Bezirk zusammenzuhalten, sozialen Ausgleich zu sichern und politische Schwerpunkte der SPD voranzubringen.
Am Sonntag will der geschäftsführende Vorstand der Neuköllner SPD bei einem Krisentreffen darüber beraten, wie es nun weitergeht. „Noch in diesem Jahr wird die SPD Neukölln ihr Spitzenteam im Bezirk für die anstehenden Wahlen neu aufstellen“, erklärten Rahmann und Çağlar dazu. Einen Termin für eine neue Versammlung gebe es freilich noch nicht.
Hikel war im März 2018 zum Neuköllner Bezirksbürgermeister gewählt worden – als Nachfolger von Franziska Giffey (SPD), die damals als Familienministerin in die Bundesregierung gewechselt war. Der heute 39-Jährige war vorher Lehrer.
Als Bürgermeister für den Bezirk mit rund 330.000 Einwohnern galt Hikel als pragmatisch. Er sprach zum Beispiel schon früh kritisch über die Kriminalität arabischstämmiger Clans in seinem Bezirk oder warb für mehr Sauberkeit. Er benannte auch Probleme mit Antisemitismus. Mit seiner Politik stieß Hikel auf Kritik von Parteilinken, die in der SPD Neukölln eine starke Rolle spielen.
Ein Stück weit sind die Ereignisse auf der Wahlversammlung auf Gerangel und interne Querelen zwischen unterschiedlichen SPD-Flügeln zurückzuführen. Dem Vernehmen nach machte Hikel schon vor dem Treffen deutlich, dass er nur bei breiter Unterstützung wieder für das Neuköllner Rathaus antreten wolle. Sein Verzicht auf die Kandidatur löste bei Parteifreunden wie -feinden Hikels große Überraschung, wenn nicht sogar einen Schock aus, wie Teilnehmer der Deutschen Presse-Agentur berichteten.










