Reise nach Wales
Carmarthen: Wo Merlins Geist noch heute über den Hügeln wacht
Aktualisiert am 09.11.2025 – 17:36 UhrLesedauer: 3 Min.
In Westwales liegt eine Stadt, die sich bis heute den Ruf eines magischen Ortes bewahrt hat. Wer Carmarthen besucht, wandelt auf den Spuren eines legendären Zauberers.
Carmarthen gilt als älteste Stadt in Wales und als Geburtsort des berühmtesten Zauberers der Welt: Merlin. Schon der Klang des Namens lässt an wabernde Nebel, alte Bäume und rätselhafte Kräfte denken. Tatsächlich ist Carmarthen, auf Walisisch Caerfyrddin, tief in Legenden verwoben. Der Überlieferung zufolge soll Merlin hier geboren worden sein, irgendwo zwischen den grünen Hügeln entlang des Flusses Tywi. Viele Einheimische glauben, dass sein Geist noch immer über der Stadt wacht, besonders dort, wo einst seine Eiche stand.
Diese „Merlins Oak“ war jahrhundertelang das Wahrzeichen Carmarthens. Der Legende nach sollte die Stadt untergehen, wenn der Baum gefällt würde. Als der Stamm schließlich in den 1970er-Jahren entfernt wurde, ereigneten sich tatsächlich mehrere Unglücke, was die Geschichte nur noch lebendiger machte. Heute erinnert ein Segment des Baumstamms im örtlichen Museum an diese düstere Prophezeiung.
Doch Carmarthen ist weit mehr als ein Ort der Sagen. Seine Geschichte reicht bis in die Römerzeit zurück. Die Eroberer gründeten den Ort etwa 75 n. Chr. unter dem Namen Moridunum (zu Deutsch: Seefestung). Die Ruinen des römischen Amphitheaters sind noch immer gut erhalten und zeugen davon, dass hier schon vor fast 2.000 Jahren das Leben pulsierte.
Auch die Überreste der mittelalterlichen Burg, Carmarthen Castle, erzählen von Macht, Krieg und Wandel. Wer durch die engen Gassen der Altstadt schlendert, stößt auf gemütliche Pubs, kleine Antiquariate und walisische Handwerksläden.
Wer auf den Spuren Merlins wandeln will, kann das am besten entlang des Flusses bis zur Merlin’s Hill Cave (Merlins Höhle) tun, wo der Zauberer der Sage nach seine letzten Tage verbrachte. Rund um die Stadt führt der Celtic Trail (Keltenpfad) durch üppige Landschaften, vorbei an alten Kirchen und Steinkreisen. Eine Route, die Wanderer und Radfahrer gleichermaßen lieben.
Auch kulturell hat Carmarthen einiges zu bieten: Das moderne „Lyric Theatre“ bringt walisische Stücke auf die Bühne, während im Markthaus regionale Produkte wie Käse, Honig und Wolle verkauft werden. Wer es ruhiger mag, findet in den umliegenden Dörfern ursprüngliches Landleben, traditionelle Pubs und charmante Bed & Breakfasts mit Blick auf die grünen Täler von Westwales.
Von Deutschland aus fliegt man nach Cardiff und fährt dann mit dem Mietwagen weiter ins 200 Kilometer westlich gelegene Carmarthen. Es gibt auch eine Zugverbindung dorthin. Besonders schön ist die Bahnstrecke entlang der walisischen Küste, die spektakuläre Ausblicke auf Meer und Moorlandschaften bietet – fast so, als würde Merlin selbst noch die Nebel über dem Land aufsteigen lassen. Allerdings muss man mit mindestens einem Umstieg rechnen.











