Jüdische Geschäfte zerstört
NS-Pogrome: App legt vergessene Tatorte in Nürnberg offen
Aktualisiert am 09.11.2025 – 06:32 UhrLesedauer: 2 Min.
Die App „NaziCrimesAtlas“ macht das Ausmaß der NS-Verbrechen auch in Nürnberg sichtbar. Eine Karte zeigt, wo in der Stadt Verbrechen begangen wurden.
Die App „NaziCrimesAtlas“ dokumentiert über 3.000 Tatorte der Novemberpogrome von 1938 und macht somit das flächendeckende Ausmaß der NS-Verbrechen sichtbar. Bei den Pogromen handelt es sich um Angriffe, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November im ganzen Land auf jüdische Bürger verübt wurden. Auch Nürnberg wurde zum Schauplatz der Gewalt.
Die digitale Anwendung stellt die Übergriffe in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 und den folgenden Tagen auf einer interaktiven Karte zusammen.
Projektinitiator Wolfgang Hauck, Mitglied des Vereins „DieKunstBauStelle“, erläutert die App: „Die Anwendung zeigt detailliert, wo im gesamten Reichsgebiet Verbrechen begangen wurden“. Die Daten zu den Einträgen stammen größtenteils aus den Forschungsergebnissen von Edith Raim, deren wissenschaftliche Arbeiten seit 2014 die NS-Verbrechen dokumentieren.
Bei jedem Eintrag finden Nutzer Erläuterungen zur Tat und Angaben zu Archivquellen. Dies ermögliche einen schnellen Zugang für Interessierte und demokratisiere die Erinnerungsarbeit, wie Hauck betont.
Nach Angaben Haucks, der sich auf die Bundeszentrale für politische Bildung beruft, wurden in den Novembertagen im ganzen Land vor 87 Jahren 1.406 Synagogen und Betstuben zerstört. Angreifer steckten 191 Synagogen in Brand und plünderten mehr als 7.500 jüdische Geschäfte. Die Täter, oft in größeren Menschenansammlungen, drangen in Wohnungen jüdischer Bürger ein. Die Pogromnacht forderte etwa 1.500 Todesopfer. Die Behörden verhafteten rund 30.000 Juden und deportierten sie in Konzentrationslager.
So haben die Nationalsozialisten in Nürnberg die Hauptsynagoge an der Essweinstraße angezündet und die Ruinen schließlich abgerissen. Auch die Synagoge an der Johann-Pachelbel-Straße wurde zerstört. Zahlreiche jüdische Einrichtungen und Geschäfte waren ebenfalls Opfer der Zerstörung, darunter das jüdische Krankenhaus sowie Friedhöfe.
Im Verlauf der Pogrome wurden außerdem viele jüdische Bürger Nürnbergs verhaftet, zusammengetrieben, verschleppt und in Konzentrationslager gebracht. Eine Gedenktafel am Standort der ehemaligen Hauptsynagoge erinnert an die Gewalttaten.
Die App dokumentiert NS-Verbrechen nicht nur in großen Städten, sondern auch in kleinen Orten. Sie beantwortet Fragen zu Opfern, Tätern und zur Beteiligung der Hitlerjugend sowie zu Vorfällen im direkten Wohnumfeld der damaligen Bevölkerung.











