Dubiose Anzeigen
Meta macht Milliarden mit Betrugswerbung
07.11.2025 – 16:55 UhrLesedauer: 3 Min.
Facebook, Instagram, WhatsApp: Der Konzern Meta macht Milliardenumsätze mit betrügerischen Anzeigen auf seinen Diensten – und das trotz Überwachungssystem.
Die Facebook-Mutter Meta hat im vergangenen Jahr 16 Milliarden US-Dollar mit betrügerischer Online-Werbung verdient. Das entspricht zehn Prozent des Konzernumsatzes, wie aus internen Unterlagen hervorgeht, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Nutzern von Facebook, Instagram und WhatsApp würden im Schnitt täglich 15 Milliarden Anzeigen präsentiert, die deutliche Anzeichen für einen betrügerischen Hintergrund aufwiesen.
Ein Konzernsprecher betonte, dass die in den Dokumenten genannten Schätzungen „grob und sehr umfassend“ seien. Die tatsächlichen Einnahmen aus Werbung für illegale Medikamente, Online-Glücksspiel oder Anlagebetrügereien lägen deutlich darunter.
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In vielen Verdachtsfällen habe es sich um legitime Anzeigen gehandelt. Genaue Zahlen nannte der Sprecher jedoch nicht. „Wir bekämpfen Betrug aggressiv“, fügte er hinzu. „Nutzer wollen diese Inhalte nicht, seriöse Werbekunden wollen sie nicht und wir wollen sie auch nicht.“ In den vergangenen eineinhalb Jahren seien die Beschwerden über betrügerische Werbung weltweit um 58 Prozent gesunken.
Meta verfüge über ein internes automatisches Warnsystem, hieß es in den Unterlagen weiter. Werbetreibende würden von den Konzernplattformen aber erst verbannt, wenn mit mehr als 95-prozentiger Sicherheit von betrügerischen Motiven ausgegangen werden könne.
In weniger eindeutigen Fällen erhöhe das Unternehmen die Preise für die Anzeigen, um schwarze Schafe abzuschrecken. Klicke jemand eine betrügerische Werbung dennoch an, erhalte er anschließend verstärkt solche Anzeigen. Der Grund hierfür sei der Empfehlungsalgorithmus, der sich an den Interessen der Nutzer orientiert.
Es sei ein Signal mangelnder Überwachung der Werbebranche, wenn Meta Geld von mutmaßlichen Betrügern akzeptiere, kritisierte Sandeep Abraham, Betrugsermittler und ehemaliger Sicherheitsbeauftragter bei Meta. Abraham leitet derzeit die Beratungsfirma Risky Business Solutions.
„Wenn Regulierer nicht tolerieren, dass Banken von Betrug profitieren, sollten sie es in der Technologiebranche ebenfalls nicht tolerieren.“ Der früheren Staatsanwältin Erin West zufolge ignoriert Meta Hinweise von Nutzern zu möglichen Betrügereien. „Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem eine Anzeige deswegen blockiert wurde.“
Meta bekennt sich intern zwar dazu, die Einnahmen aus dubiosen Quellen zu reduzieren. Gleichzeitig warnen die Autoren der vertraulichen Studie vor möglichen drastischen Umsatzeinbußen. Zudem seien die Einnahmen aus solchen Anzeigen bislang höher als die zu erwartenden Strafzahlungen der Behörden.
Aus diesem Grund habe sich das Management dazu entschieden, lediglich auf behördlichen Druck die Kontrolle der Werbetreibenden zu verschärfen. Der Meta-Konzernsprecher wies dies zurück. Dies widerspreche der Firmenpolitik.
Wie die Verbraucherzentralen mitteilen, schaltet die Hälfte aller betrügerischer Onlineshops (Fakeshops) Werbung auf Plattformen von Google oder Meta. Das hat eine Untersuchung der Verbraucherschützer ergeben. Damit haben die Betreiber dieser Shops das Potenzial, Millionen Nutzer in die Falle zu locken.
Für die Betrüger zahlt sich das aus: Laut einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Verbraucherzentrale ist nahezu jeder achte Online-Einkäufer in den vergangenen zwei Jahren auf einen Fakeshop hereingefallen. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in dieser Zeit auf einen Onlineshop gestoßen seien, der auf sie unseriös oder betrügerisch gewirkt habe.
Betrügerische Onlineshops werden immer professioneller gestaltet und sind schwerer zu erkennen. Zu günstige Preise und ein fehlendes Impressum bleiben aber deutliche Warnhinweise für zweifelhafte Angebote. Der finanzielle Schaden bei den Betroffenen geht in die Millionen. Über den „Fakeshop-Finder“ der Verbraucherzentrale können Verbraucher unkompliziert prüfen, ob ein Onlineshop seriös ist.











